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Diversity-Veranstaltung ohne Diversity

Autor: Sabellek 08.05.2013

Erfahrungen von Chancenungleichheit und Diskriminierung gehören für behinderte Studierende in Bremen zum Hochschul- und Lebensalltag. Eine Vorlesung Mitte April zum Thema „Vielfalt, Chancengleichheit und Antidiskriminierung“ machte dies nur allzu deutlich. Denn sie fand einem Ort statt, der für RollstuhlfahrerINNen nur sehr schwierig nutzbar ist: in der sogenannten Rotunde.

Rotunde Rednerpult 2 RollisDieser Raum ist eigentlich aufgrund seiner als Forum gestalteten Bauweise auf gleichberechtigten Dialog und Kommunikation der Teilnehmenden ausgerichtet. Wie wenig dieser Raum trotzdem mit Chancengleichheit und Berücksichtigung von Vielfalt zu tun hat, demonstrierten einige RollstuhlfahrerINNen, allesamt Mitglieder von Selbstbestimmt Leben, als sie an der Vorlesung teilnahmen/teilnehmen wollten. Die Rotunde ist in Stufen aufgebaut und sieht keine Plätze für Menschen im Rollstuhl vor. RollstuhlfahrerINNen haben die „Wahl“, sich entweder direkt neben dem Rednerpult und Podium zu positionieren oder direkt in einem der drei Zugänge zum Raum stehen zu bleiben.
„Der Platz direkt neben der Veranstaltungsleitung oder den ReferentINNen mag zwar angemessen sein, wenn man selbst zum ReferentINNenkreis gehört; als bloße Teilnehmerin an der Veranstaltung fühlt es sich jedoch reichlich seltsam an, dort zu sitzen,“ so Andrea Sabellek, Mitarbeiterin von SL, nach einem Selbstversuch. „Powerpoint-Präsentationen finden quasi hinter dem eigenen Rücken statt und können von dem Platz aus nicht mitverfolgt werden.“
Bleibt man als RollifahrerIN in einem der drei Türbereiche stehen, ist dadurch gleichzeitig der Zugang für andere TeilnehmerINNen versperrt oder zumindest erschwert (je nach Größe des Rollstuhls). Diese kommen kaum an einem vorbei und als RollstuhlfahrerIN hat man das Gefühl, ständig im Weg zu stehen. Hinzu kommt, dass so auch die Fluchtwege zugestellt sind.

Dass trotz dieses Mangels an Barrierefreiheit ausgerechnet hier eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Diversity @ Uni Bremen – exzellent und chancengerecht?!?“ stattfindet, ist mehr als ärgerlich. Angeblich, so die Verantwortlichen für die Veranstaltungsreihe, war es nicht möglich, einen anderen und geeigneteren Veranstaltungsort zu finden. „Dann wäre es nur konsequent und dem Thema angemessen gewesen, die gesamte Veranstaltung abzusagen“, so die AktivistINNen von SelbstBestimmt Leben. Am Rande der Veranstaltung haben die Verantwortlichen zugesagt, sich für die Folgeveranstaltungen um einen Ort zu bemühen, der für alle Interessierten eine gleichberechtigte Teilnahme ermöglicht. Wir sind gespannt.

 

Aktualisierung vom 13.05.2013:
Veranstaltungsreihe in barrierefreie Räumlichkeiten verlegt!

nach Auskunft der IG Handicap ist es den VeranstalterINNen in der Zwischenzeit gelungen, für die noch folgenden Termine der Ringvorlesung "Diversity @ Uni Bremen - excellent und chancengerecht?!?" einen geeigneteren Veranstaltungsort zu finden. Diese werden im Studierhaus stattfinden.
Wie die Universität Bremen in Zukunft mit der für RollstuhlfahrerINNen nicht barrierefrei nutzbaren Rotunde als Veranstaltungsort umgehen wird, bleibt laut IG Handicap weiterhin offen.

 

Im Mai wurde die Rotunde an der Uni-Bremen deshalb zur "Barriere des Monats" gekürt.

 

Das Programm sowie weitere Informationen zur öffentlichen Ringvorleseung (die nach erfolgreichem Protest nun doch in barrierefreien Räumlichkeiten stattfindet) finden sie hier

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